Spiral Dynamics – Ein Entwicklungsmodell mal ganz knapp dargestellt

In meinen Betrachtungen habe ich immer eine Entwicklungsperspektive als Hintergrundfolie. Ich setze mittlerweile als Entwicklungsmodell für Einzelpersonen vor Allem STAGES, ein Ich-Entwicklungsmodell ein. Und für die Entwicklung von Gruppen und Organisationen verwende ich zur Beschreibung lieber Anwendungen der Theory of Process.
Allerdings habe ich davor lange Spiral Dynamics verwendet und finde es auch eine noch ein anregendes Modell für die Entwicklung von Weltsichten. Eine Weltsicht oder Meme ist dabei stark vereinfacht eine Mischung aus Umweltbedingungen und Bewältigungsmechanismen..

Die Weltsichten und die dazugehörigen Werte haben sich im Laufe der menschlichen Evolution herausgebildet. Wichtig ist, dass es sich um ein Entwicklungsmodell und nicht um eine Typologie handelt. Auf jeder Stufe weitet sich mein Blick und ich nehme mehr Elemente auf, werde flexibler und offener.

Dabei gilt, dass keine Stufe übersprungen werden kann. 

Hier einmal die in Organisationen wesentlichen Spiral Dynamics Ebenen in einem extremen Kurzüberblick. Die erste Stufe „beige“ und die letzte formulierte Stufe „koralle“ habe ich einmal ausgelassen. Grundsätzlich versteht sich das Modell als „nach oben offen“. Weitere Weltsichten und Werteebenen entstehen bei fortschreitender Entwicklung.

Noch einmal der Disclaimer, dass ich Spiral Dynamics für kein gutes Grundlagenmodell für Organisationsentwicklung halte, sondern nur als eine ergänzende Perspektive, mit der man sehr vorsichtig umgehen sollte. Bei Interesse an differenzierteren Begründungen, einfach mal nachfragen. 😉

EbenenMottoOrientierungs-prinzipTypische Werte, die in dieser  Stufe entstehenErrungenschaft der Stufe
Violett/ Purpur»Tradition und Gewohnheiten sichern unser Fortbestehen«.Tradition und VergangenheitSicherheit, Zugehörigkeit, Tradition, Heimat, Rituale, Gehorsam, Respekt von Tabus, Opferbereitschaft, Bindung, Gastfreundschaft, EinklangGemeinschaft & Vertrauen
Rot»Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg«Was ich jetzt will, MachtHandeln, Streben nach Macht, Dominanz, Durchsetzungsvermögen, Unabhängigkeit, Stärke, Ansehen, Ehre, persönlicher ErfolgZielgerichtetes, schnelles Agieren
Blau»Zweimal nachdenken, bevor man zur Tat schreitet«Was das Richtige ist (nach dem Maßstab meiner Bezugsgruppe), Regeln und RollenPflichtbewusstheit, Disziplin, Regeln & Gesetze, Qualität, Pflicht, Loyalität, Wahrheit, Kontrolle, Gerechtigkeit, Zuverlässigkeit, RangLangfristige Planung
Orange»Das Ergebnis zählt«Was uns effektiv und effizient erfolgreich macht, Ergebnisse und StatusZielstrebigkeit, Wohlstand, Status, Leistung, Karriereorientierung, Produktivität, Wettbewerb, Gewinn- und Prozess-
orientierung, Wertschöpfung, Techniken lernen
Permanente Optimierung
auf Basis definierter
Ziele
Grün»Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht«Jeder lebt in seiner eigenen Welt und die ist zu achten, Gefühle und Ressourcen schonenSensibilität, Beziehungen, Zusammenarbeit, Konsens, Dialog, Fairness, Anpassung, Toleranz, Verantwortung für den anderenFlexibilität, Kooperation und Unter-schiedlichkeit anerkennen
Gelb»Unglaublich, was man schaffen kann. Es ist unwichtig, wer dafür die Anerkennung bekommt.«Wir leben in Systemen von Systemen und wir können unsere Unterschiede zur Entwicklung nutzen, Entwicklung vorantreibenWissen mehren, Kompetenz, Flexibilität, Weiterentwicklung, Individualität, Selbstreflexion, Multiperspektivität, Vision, Autonomie, VernetzungÜbergreifende Prinzipien erkennen und Unter-schiedlichkeit orchestrieren

Wichtig ist noch der Hinweis, dass man zwischen der Struktur und dem Inhalt einer Ebene unterscheiden muss. Die Struktur bilden quasi die Prinzipien, nach denen eine innere und äußere Orientierung erfolgt. Das ist in Spiral Dynamics aus meiner Sicht nicht so klar unterschieden, wie es in STAGES oder der Theory of Process erkennbar ist. Aber auch Spiral Dynamics unterscheidet eigentlich Struktur und Inhalt. So könnte eine Struktur eher blau sein, der Inhalt aber schon Werten entsprechen, die eher bei grün angesiedelt sind. 

Eine agile Methodik kombiniert orange Ergebnisorientierung mit grüner Kooperation. Wenn eine agile Methodik also jetzt strikt nach Lehrbuch eingeführt wird, es keine Anpassung an die eigene Organisation gibt und regelmäßig Audits durchgeführt werden, ob auch alle Regeln des Vorgehens eingehalten werden, so ist die Struktur eher in der blauen Entwicklungsstufe zu finden. Das mag zwar schon einiges an Verbesserungen bringen, jedoch ist das noch kein wirklicher Schritt zur echten Agilität, denn es steht nicht der Kunde im Vordergrund, sondern die Einhaltung der richtigen Prozesse.

Jede Stufe schaut auf die Welt aus seiner eigenen Brille. Dabei hat erst die gelbe Stufe eine entwicklungsorientierte Perspektive und kann alle anderen Ebenen wertschätzend integrieren. Die anderen Stufen werden sich eher ablehnen.

Die blaue Ebene lehnt die grenzüberschreitende orangene Perspektive ab. Denn Orange verändert Regeln, wenn das effizienter ist. Grün lehnt die reine orangene Ergebnisorientierung ab, weil aus der Perspektive die Sachebene übertrieben wird und die Mitmenschlichkeit zu kurz kommt. Aus der orangenen Perspektive diskutiert Grün die Dinge zu Tode, ohne wirklich voran zu kommen.

Grün könnte jedoch bereits sehen, dass die orangene Ergebnisorientierung wichtig ist. Grün könnte also eventuell Orange vermitteln, dass die Einbindung der Gefühle langfristig zu einer besseren Effizienz führt. Orange kann die grüne Perspektive nicht sehen, bzw. verstehen und könnte daher keine Integration einer grünen Perspektive betreiben.

Doch Vorsicht. Jemand könnte sozial sehr kompetent und sehr einladend sein, eine wundervolle Atmosphäre verbreiten, ohne dass er auf einer grünen Entwicklungsstufe sein müsste. Das könnte ich auch tun, um mein kurzfristiges Ziel zu erreichen (rot), weil sich das so gehört (blau), weil es meinen Zielen dient (orange), weil es mir ein wichtiger Wert ist (grün), weil es der Verbindung zwischen Menschen dient (gelb). Für die Einschätzung einer Stufe ist es also wichtig, hinter das Verhalten zu schauen. Warum tun Menschen das, was sie tun, das ist die Schlüsselfrage.

Das ist hier mit Sicherheit ein extrem verkürzter Einblick in das Modell und wird unglaublich vielen Nuancen nicht gerecht. Aber es ist immerhin ein Einblick. 😉

Wie wäre es also mal, diese Brille einen Moment aufzusetzen und zu schauen, welche Muster sich in Organisationen, Freundeskreis und Familie zeigen, die sich den Stufen zuordnen liessen… 😉

Viel Spaß dabei!

Heiko Verfasst von:

Hier schreibe, denke und drücke ich mich aus. Und zwar, ohne mir irgendeine Perspektive zu verbieten oder einen besonderen Fokus zu verfolgen. Ich hoffe, Du findest etwas für Dich Interessantes! Mehr über mich findest Du auf meiner Homepage www.heiko-veit.com